DVD
Reise in die W e lt
des U n erw arteten
Ins Universum einer der letzten noch
lebenden Jazz-Legenden entführt die Arthaus-
DVD „The Language Of The Unknown“, ein
Film über das Wayne Shorter Quartet
Es ist, als ob ein Geist mit im Raum
schwebt, der sagt: „Ab und zu soll-
te man eher aussetzen. Man muss
nicht spielen, bloß w eil man
8 8
Tasten vor sich hat“ . Danilo Perez
scheint diese frühe Anweisung von
Miles Davis an Herbie Hancock ver-
innerlicht zu haben. Genauso wie
auch John Patitucci am Bass und
Brian Blade am Schlagzeug. Alle
drei gehören zu einer Generation,
die Miles nur von den Platten her
kennt. Ihr M entor ist vielm ehr W ay-
ne Shorter. Jener Saxophonist und
vor allem Komponist, der von
1 9 6 4
bis
1 9 6 7
dem legendären Miles Da-
vis Q uintett angehörte und den
Miles höchst persönlich als „Kopf
der Band, als musikalischen Kata-
lysator“ adelte.
M ittlerw eile sind fast fünf Jahr-
zehnte vergangen, in denen Shor-
ter im m er w ieder aufregende Plat-
ten vorlegte, m it W eather Report
Jazzrockgeschichte schrieb, als ge-
fühlvoller Sidem an von Joni M it-
chell brillierte, um schließlich vor
1 3
Jahren sein eigenes festes Quar-
tett zusam m enzustellen. M it dem
er sich noch heute auf die Suche
nach dem Unbekannten, Unerwar-
teten begibt. Eine weite Reise, die
so etwas wie die Quintessenz eines
langen M usikerlebens bedeutet.
M it der DVD „The Language Of
The Unknown“ kann man w un-
derbar nachvollziehen, wie Wayne
Shorter und seine jungen Bandmit-
glieder sich als Ensemble in neue
Universen hineinw agen, überra-
schende Türen ins Unbekannte öff-
nen. Welche transzendenten Pro-
zesse dabei während der Live-Kon-
zerte ablaufen, erklärt Shorter in ei-
ner fesselnden Dokumentation, die
den Konzertmitschnitt aus dem Pa-
riser Salle Pleyel ergänzt.
Während er einen M itschnitt des
großartigen Abends vom
3
. Novem-
ber
2 0 1 2
auf einem Laptop betrach-
tet, erläutert Shorter mit zögernden
W orten die kreativen Prozesse in-
nerhalb der Gruppe. Dabei gelingt
es dem praktizierenden Buddhis-
ten, die DNA m oderner Improvisa-
tionsmusik freizulegen. Unterstützt
durch erhellende Statements seiner
Frau Carolina, Herbie Hancocks und
seiner Musiker, von denen vor al-
lem Danilo Perez versteht, die M a-
gie Wayne Shorters auf den Punkt
zu bringen. Nach den ersten Stu-
dioaufnahmen sei er nur noch ge-
schwebt, und er habe Shorter da-
von berichtet. W orauf dieser erwi-
derte: „Das habe ich dir doch ver-
sprochen, mit Miles Davis sind wir
die ganze Zeit geschwebt.“
Diese DVD lässt den Betrachter
und Zuhörer ein ganzes Stück m it-
schweben. Eine der besten Jazz-
DVDs überhaupt. Aufgenom m en
übrigens in hervorragender Bild-
und Tonqualität.
Reiner H. Nitschke
MUSIK/INHALT ★ ★ ★
★ ★
TONQUALITÄT ★ ★ ★
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BILDQUALITÄT ★ ★ ★
★ ★
Wayne Shorter Quartet: The Langu-
age Of The Unknown (Arthaus) (150’)
Bild: 16:9; Ton: PCM Stereo; Extras:
Deutsche Untertitel
Justin Hayward
SPIRITS.
.. LIVE: LIVE AT THE
BUCKHEAD THEATRE, ATLANTA
Eagle Vision/Edel DVD
(158’)
Bild: 16:9; Ton: dts, DD 5.1, DD 2.0; Extras: keine
Der erste Konzertm itschnitt „so-
lo“ von Moody Blues-Mitglied Jus-
tin Hayward. Nicht zuletzt dank
exzellent begleitendem Trio ist
dies eine fast studioperfekt m u-
sizierte Retrospektive von Moody
Blues-Evergreens und eigenen Lieb-
lings-Songs der Solo-LPs. Dabei ist
der Soundboard-M ix von ganz au-
ßerordentlicher Qualität, insbeson-
dere was die Aufnahmen der akusti-
schen Gitarren angeht. Die sehens-
werte Tournee-Dokumentation port-
rätiert Hayward als eine in den USA
offensichtlich verehrte Ikone des
Classic Rock.
F. Sch.
MUSIK/INHALT ★ ★ ★
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TONQUALITÄT ★
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BILDQUALITÄT ★ ★ ★
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Diverse M usiker
COUNTRY ROADS
Arthaus/Naxos DVD
(149’)
Bild: NTSC 16:9; Ton: PCM-Stereo; Extras: Konzert
von Justin Townes Earle
Countrymusik, das ist der „Herz-
schlag Amerikas“, wie es im Unter-
titel zu Marieke Schroeders fabel-
haftem Dokumentarfilm heißt. Die
Regisseurin aus Regensburg begibt
sich in ihrem warmherzigen Roadmo-
vie auf die Suche nach den urameri-
kanischen Werten (Pioniergeist, Pa-
triotismus), wie sie hier in Beispielen
von Hank Williams bis Caitlin Rose,
in teils gebrochener Form, abgebil-
det werden. Auch im Gespräch mit
Nora Guthrie, Kevin Costner und an-
deren dringt sie mit dem kritischen
Blick einer Ausländerin zum Wesen
„echter“ Countrymusik vor.
hake
MUSIK/INHALT ★
TONQUALITÄT ★
BILDQUALITÄT ★ ★ ★
Status Quo
THE FRANTIC FOUR'S FINAL FLING
Ear Music/Edel DVD (96’) und CD (61’)
Bild: PAL 16:9; Ton: PCM-Stereo, DD 5.1; Extras:
keine S
o
So lange hält kaum eine Ehe. Nach
sage und schreibe
4 7
Bandjahren
spielten Status Quo das angeblich
allerletzte Konzert in der Urbeset-
zung mit Rossi, Lancaster, Coghlan
und Parfitt. Statt deswegen Trüb-
sal zu blasen, feierten die „Fran-
tic Four“ die Karrierezäsur Anfang
des Jahres vor ihren Anhängern in
Dublin lieber mit einem ausgelas-
senen Live-Erlebnis. Sie rockten
in Hits wie „Caroline“ und „Rain“
noch einmal jungenhaft-vital drauf-
los und freuten sich ansonsten über
die Unverwüstlichkeit echter M än-
nerfreundschaft.
hake
MUSIK/INHALT
TONQUALITÄT
BILDQUALITÄT ★ ★
Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
Jethro T u ll’s lan Anderson
THICK AS A BRICK -
LIVE IN ICELAND
Eagle Vision/Edel DVD
(144’)
Bild: NTSC 16:9; Ton: DD 2.0 und 5.1, DTS 5.1; Extras:
Interview, Blues-Session, zwei Livetracks
Jethro Tulls Konzeptalbum „Thick
As A Brick“ wurde
1 9 7 2
aus der
Sicht des achtjährigen Schuljun-
gen Gerald Bostock erzählt,
4 0
Jah-
re später m alte sich Ian Anderson
im etwas abstrusen Nachfolger aus,
w ie dessen Geschichte w eiterge-
gangen sein könnte. M it beiden Tei-
len ging der Schotte anschließend
auf Tour, doch was er da in einem
langatm ig-betulichen M ix aus fa-
der Musik, Laienschauspiel und Vi-
deobeigaben auf die Bühne brach-
te, wirkte wie aus der Zeit gefallen.
Verzopfter Progrock.
hake
MUSIK/INHALT ★ ★ ^
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TONQUALITÄT ★
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BILDQUALITÄT ★ ★ ★
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STEREO 11/2014 143